27 August 2012

Überraschung

Das gefiel dem Angeklagten gut, dem Staatsanwalt weniger.

Bei einer zu erwartenden Strafe von weniger als drei Jahren und bisher verbüßter Untersuchungshaft von 4 1/2 Monaten und einer Anwendung von § 64 StGB oder 35 BtMG meinte das Gericht, die Staatsanwaltschaft darauf hinweisen zu können, dass von Fluchtgefahr wohl nicht mehr ausgegangen werden könne, zumal die familiären Verhältnisse gefestigt erscheinen.

Das gefiel dem Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft zwar nicht besonders gut, das änderte aber nichts daran, dass das Gericht während der laufenden Hauptverhandlung den Haftbefehl gegen den Angeklagten aufgehoben hat und dieser in der nächsten Pause nicht wieder in die Zelle musste sondern mit seiner Familie Kaffee trinken könnte - außerhalb des Gerichtes!

Ihm hat es gefallen.



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08 August 2012

Lateinisches Ärztedeutsch


Wir kennen das aus vielen Strafverfahren: Wenn Ärzte Gutachten erstatten, hat man Probleme zu folgen, es wird lateinisch. Vielen der ärztlichen Gutachter ist es erkennbar völlig egal, dass man sie als Nicht-Arzt gar nicht versteht.

Heute in einem Schwurgerichtsverfahren endlich mal ein ärztlicher Gutachter, der einerseits eine realistische Selbsteinschätzung hatte und dann das, was er berichten sollte, durchaus verständlich herübergebracht hat. Sinngemäß erklärte er:

Ich lasse mal das "lateinische Ärztedeutsch" weg und versuche das so zu erklären,mdass es alle verstehen.

Danke!


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Der Richter und mein Keks


Natürlich gibt es immer mal wieder Nachfragen, wenn ein Zeuge ausgesagt hat. Wenn aber ein Richter immer, aber auch wirklich immer, selbst wenn die Zeugenaussage noch so deutlich und vollständig war, noch "kurz eine Nachfrage" hat, um dann die gesamte Aussage Stückchen für Stückchen wiederholen zu lassen, dann nervt das.

Wenn er dann aber spätestens bei der zweiten Frage des Verteidigers die Augen verdreht und meint, dass sei doch alles schon beantwortet, dann geht das wirklich auf den Keks, zumal, wenn völlig andere Sachverhaltsdetails hinterfragt werden.

Aber er wird vielleicht wissen, was er tut - oder auch nicht.


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05 August 2012

Hey, mach mir den 64er


Eine junge Kollegin spricht mich an und beklagt sich darüber, dass ihr ihre ersten Knastbesuche ganz schön an die Nieren gegangen sind. So dieses Knallen der Türen, bei einem Alarm eingesperrt im Besucherraum, ohne zu wissen, was passiert, und dann noch der eine Gefangene, der habe irgendwas von ihr gewollt mit 64er oder so, sie wisse nicht einmal, was das ist (als sie das erzählt, senkt sie verschämt den Blick).

Ich weiß natürlich nicht, was sich die Kollegin, ihre Mutter und ihre Großmutter unter einem 64er vorstellen, gern gewusst hätte ich es schon (also, was sie sich vorstellen!).

Als ich ihr dann berichte, dass der Mandant nichts weiter wünscht als eine Begutachtung nach § 64 StGB, um dann ggf. nach einer Therapie zum Halbstrafenzeitpunkt entlassen zu werden, schaute sie zunächst völlig ungläubig (ich hatte offenbar ihr Kopfkino zerstört), musste dann aber laut lachen.

So schlimm ist der Knastbesuch nun wohl nicht mehr für sie.



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04 August 2012

Den Nachtrunk schminken Sie sich mal ab

Kein Wort glaubte man meinem Mandanten, auch das schriftliche Vorgutachten über die Begleitstoffanalyse war ergebnisoffen, die Gutachterin teilte mit, sie mache das endgültige Ergebnis von der Hauptverhandlung abhängig.

Komisch!??

In der Hauptverhandlung "quälte" die Gutachterin meinen Mandanten immer wieder mit Nachfragen zu der Marke des Whiskeys, den er angeblich getrunken hatte. Plötzlich fiel ihm ein, dass es doch nicht sein "Stammgetränk" war, sondern dass es ausnahmsweise eine ganz andere Marke war, die er nach dem Unfall in seiner Aufregung getrunken hatte.

In diesem Moment sprang die Gutachterin auf und sprudelte richtig los:
Ja, es war tatsächlich ein Nachtrunk, definitiv und sicher, bisher passten die Ergebnisse nur mit der Marke nicht überein!
Freispruch!

Merke aber: Die Begleitstoffanalysen sind so gut geworden, dass man bei Angaben zu seinem (angeblichen) Alkoholkonsum sehr vorsichtig sein sollte.


(Deutscher Spitzenwein, ein Genuss!)

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02 August 2012

Liebe Grüße von Ihrer Polizei

Das freut den Mandanten, dass man ihm einen ganz lieben Gruß hinterlassen hat.

Er war nicht zuhause, und als er wieder zurück kam, konnte er, oh Graus, seine Tür nicht aufschließen. Weil der Schlüssel nicht passte.

Keine Einbrecher, nein, die Polizei hatte ihn besucht, mit einem fast acht Monate alten Durchsuchungsbeschluss, sein Schloss zertrümmert, nichts gefunden, dann aber ganz nett und höflich, wie die Dorfbpolizisten so sind, ein neues eingebaut.

Und nun, wie sag ichs meinem Kinde. Irgendein Zettel hat sich angefunden, und schreiben kann man ja auch, also wird ein Wisch Zettel an die Tür gepinnt:



Und immer schön höflich geblieben.

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Die Eier in der Hose der Justiz

Immer wieder gibt es Phasen, in denen ein bestimmter Spruch permanent und dauernd an jeder Ecke zu hören ist, zur Zeit kaum noch aus dem alltäglichen Umgangssprachgebrauch wegzudenken die Frage danach, ob jemand "Eier in der Hose hat", etwas bestimmtes zu tun, das Cojones/Cochones-Syndrom.

Die Zeiten ändern sich halt, vom 3er-BMW zur C- und E-Klasse, von "Stärke zeigen" zu "Eiern haben".

In Italien führte das jetzt sogar zu einer höchstrichterlichen Entscheidung.
Jemandem Mut und Männlichkeit mit "Du hast keine Eier in der Hose" abzusprechen, ist in Italien eine strafbare Beleidigung - das ist jetzt höchstrichterlich entschieden worden. "Der Ausdruck ist nicht nur vulgär, sondern hat ganz eindeutig auch eine beleidigende Dimension", urteilte der Oberste Gerichtshof in Rom nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.
Quelle: Spiegel



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01 August 2012

Der von Hand zu Hand gehende Tatort

Mal wieder Polizeisprache, für Aussenstehende eher lustig als sachlich oder sachdienlich.

Der Polizeibeamte berichtet, dass er am Tatort auf seine Kollegen gewartet hat, damit diese dann dort die Ermittlungen beginnen und er selbst sich wieder anderen Aufgaben widmen kann.

Seine Aussage als Zeuge zu diesem Vorgang:

Ich habe den Tatort an die Kollegen übergeben.


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