Braunschweig gilt bei einem Blick auf Polizeistatistiken als recht sichere Großstadt. Im Vergleich mit gleichgroßen Städten sticht aber ein Thema signifikant negativ heraus: Rohheitsdelikte! Dagegen geht die Polizei seit gestern verstärkt mit Videoüberwachung vor.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann und Braunschweigs Polizeipräsident Harry Döring haben drei neue polizeiliche Überwachungskameras in der Innenstadt in Betrieb genommen.
Beide versichern, dass nur öffentlich zugängliche Flächen überwacht werden. Privatbereiche und Geschäftsräume seien technisch ausgeklammert, versichern sie.
Hintergrund der Überwachung ist die Zunahme von Körperverletzungen in der Innenstadt. Die Zahl stieg im Vergleich zu 2004 im vergangenen Jahr um 1000 Fälle auf 3600. Das ist ein entgegengesetzter Trend zur Entwicklung der Gesamtkriminalität in der Stadt.
Per Video werden deswegen die Quartiere Bohlweg, Kleine Burg und Sack als Gewalt-Schwerpunkte rund um die Uhr kontrolliert. Vom Kommissariat Mitte aus werden die Kameras gesteuert.
Ob die Standorte der Kameras bleiben dürfen, wird in regelmäßigen Abständen überprüft. Entscheidend ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Das regelt das Niedersächsische Sicherheits- und Ordnungsgesetz.
"Es geht um Prävention, aber auch um gezielte und verbesserte Strafverfolgung", nennt Polizeipräsident Döring die Motivation für das Aufstellen der Kameras.
Eine vierte polizeiliche Überwachungskamera existiert bereits in der Wallstraße seit Oktober 2007. "Seither ist die Anzahl der Gewaltverbrechen dort halbiert worden", berichtet die Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig, Cordula Müller.
Innenminister Schünemann erhofft sich durch die neuen Kameras ähnliche Erfolge an den drei Standorten. Er sagt: "Der Einsatz von Videoüberwachung ist richtig, weil dadurch Straftaten rückläufig sind." Die drei neuen Kameras haben das Land 85 000 Euro gekostet.
Die Stadt hat eine kommunale Überwachungskamera im sogenannten Horten-Tunnel in Betrieb. Der Monitor wird ebenfalls im Kommissariat Mitte beobachtet.
03 Juli 2009
BBB - BigBrotherBraunschweig - und sie sehen Dich immer
Werden durch Videoüberwachung tatsächlich Straftaten verhindert? Was sagen uns Statistiken, dass angeblich in videoüberwachten Bereichen die Straftaten zurückgehen? Wer überprüft, ob die potentiellen Täter nicht einfach auf nicht videoüberwachte Bereiche ausweichen? Gibt es darüber auch Statistiken oder sind Statistiken eigentlich völlig ungeeignet, solche Fragen zu beantworten?
Ich gehe jedenfalls dort nicht einkaufen, wo ich das Gefühl habe, dass mich Polizeihauptmeister XY-Beliebig beobachten kann, ob ich nun eine Tüte von Vodafone oder von Orion mit mir herumtrage.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Big Brother is watching you...
hey, drei neue kameras? dann haben wir ja jetzt nach polizeilogik fünf in bs. und mehrere hundert messgeräte für verkehrsdichte, so ziemlich an jeder größeren kreuzung - aber das sind ja keine kameras.
(leseempfehlung zur überwachung als kulturell-soziales phänomen)
.~.
Kommentar veröffentlichen