16 September 2009

Massive Gewalt gegen Wahlplakate

Der Jurist nennt es etwas abgeschwächt wohl eher schnöde "Sachbeschädigung", was von der Presse hochtrabend als "Massive Gewalt gegen Wahlplakate" bezeichnet wird. Fragt man sich natürlich, welche Vorstellung der Erfinder solcher eher sinnfreien Überschriften von unmassiver Gewalt gegen Wahlplakate hat.

Sei es aber wie es sei, was sollen eigentlich Wahlplakte? Man könnte der tiefsten Überzeugung sein, dass nicht ein einziger Wähler deshalb anders wählt, als er sonst gewählt hätte, weil ihn ein solches Schmierenfoto auf einem Plakat beeindruckt hat; auch ist es kaum vorstellbar, dass ein Nichtwähler deshalb zum Wähler wird, weil Plakate ihn plötzlich an seine Verantwortung erinnern.

Im Gegenteil, vielleicht wird so mancher nicht ganz zu Unrecht auf die Idee kommen, genau die Personen nicht zu wählen, die zu verantworten haben, dass sinnlos Energie und Material für diese Selbstbeweihräucherung verpulvert wird und Städte und Landschaften mit diesen geschönten Grinseporträts verunstaltet werden.

Ich empfinde Wahlplakate als massive Gewalt gegen die Augen der Bürger und als Beleidigung des Wahlvolkes, als Politiker zu glauben, der potentielle Wähler sei so dumm, dass irgendeins dieser Plakate auch nur einen minimal zählbaren Bruchteil von Wählerstimmen bringt.

Und auf den Wähler -wenn es denn einen geben sollte-, der so dämlich ist, sich ausgerechnet von einem solchen Plakat leiten zu lassen, sollte getrost verzichtet werden.

7 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Es darum, den Wähler überhaupt erstmal auf eine Wahlalternative aufmerksam zu machen. Nicht alle Menschen/Wähler informieren sich umfassend selbst.

Die Mitwirkung der Parteien an der politischen Willensbildung des Volkes ist übrigens grundgesetzlich geschützt.

Ingo hat gesagt…

Es kann auf den "dummen" Wähler verzichtet werden, muss man aber nicht. Wahlplakate haben durchaus ihr Gutes. Anders als es in Ihrem Fall vielleicht ist, verfolgen viele Bürger -insbesondere aus den bildungsferneren Schichten- die Tagespolitik nicht permanent. Für diese sind Wahlplakatierungen durchaus geeignet, auf die Bedeutung der Wahl und der damit einhergehenden Richtungsentscheidung aufmerksam zu machen.

Werner Siebers hat gesagt…

@JensMueller Bei allem Respekt, aber das ist doch Augenwischerei, 10 Bäume hintereinander und 10 x das gleiche Plakat derselben Partei ist kein "Aufmerksammachen" sondern ein sich Aufdrängen in übelster Art und Weise.

@Ingo Ich kenne kein einziges Plakat, das auf die Bedeutung der Wahl aufmerksam macht, ich kenne aber ganz viele Plakate, die mit unsachlichen Übertreibungen Bauernfängerei betreiben sollen.

Anonym hat gesagt…

die gelben radioaktiv-zeichen auf unser aller kanzlerin gesicht in riddagshausen und anderswo werden gar nicht erwähnt, dabei fand ich die fast schon liebevoll ausgeführt.

mir sind auch schon einige npd-plakate aufgefallen, die nach ein paar tagen irgendwie nicht mehr da waren. hier würde es sich laut heimatzeitung wahrscheinlich um "entführung" handeln - das rhetorische bild vom "volkszorn" eignet sich dann aber vermutlich nicht einmal die braunschweiger zeitung an.

.~.

Kand.in.Sky hat gesagt…

es gibt Gegengewalt, unbemerkt in der Tagesschau gesendet
http://ptrace.fefe.de/wir-haben-die-kraft-ihr-hartziv-zu-kuerzen.jpg


#k.

RA JM hat gesagt…

" Wahlplakate als massive Gewalt gegen die Augen der Bürger und als Beleidigung des Wahlvolkes" - dann ist deren Beschädigung bzw. Zerstörung doch über die §§ 32 ff . StGB gedeckt, oder? ;-)

laertes hat gesagt…

zum thema wahlplakate empfehle ich die politische plakatkontrolle von meister jagadeesha:

http://jagadeeshatv.blogspot.com/2009/09/jagadeeshatv-spezial-bundestagswahl.html

jai ho!

 

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