25 September 2009

Selenz Erinnerung an Siegmar Gabriel und seine Vergangenheit

Ein kurzer Rueckblick:
Genosse Gabriel im Fruehjahr 2005
und ein direkter Link zu dem SPIEGEL-Artikel:
"Krank in Goslar" aus dem Fruehjahr 2003


Selenz` Kommentar 09. Februar 2005     
www.hans-joachim-selenz.de

„Genosse Gabriel“ und die Luege

Der Begriff „Genosse“ stammt aus der Jaegersprache. Dazu lesen wir im BLV Jagdbuch „Der Jagdgebrauchshund“:  „Ich mache alle meine Hunde nach den Aufbrechen (des Wildes) genossen, indem sie von meiner Hand ein Stueck Milz oder etwas geronnenen Schweiss (Blut) erhalten“. Der Hund lernt so „sehr oft schon am ersten Stueck“, wie lohnend es ist, Beute zu machen.

Der Begriff „Genosse“ als Anrede unter SPD-Mitgliedern ist also durchaus zweideutig.

Doch muss man - gerechterweise - differenzieren.

Es gibt zwar Genossen in der SPD, die nur der Beute wegen in der Partei sind. Andererseits jedoch - und weit ueberwiegend - Sozialdemokraten mit Visionen, ehrlichen Ueberzeugungen und Moral. An der Spitze der Partei in Niedersachsen gibt „Genosse Gabriel“ den Ton an.

Aus der Diskussion um Nebeneinkuenfte der Abgeordneten stammt von ihm der folgende Satz:
„Wer die ganze Wahrheit kennt, aber nur die halbe Wahrheit nennt, ist dennoch ein ganzer Luegner.“
Das hoert es sich toll an. Und reimt sich sogar in Teilen.

Danach kam freilich nur noch Ungereimtes zu Tage. „Genosse Gabriel“ hatte klammheimlich Beute gemacht. Hinter dem Ruecken der Partei hatte er sich seinen Ausstieg aus der Politik finanzieren lassen. Aus der Konzernkasse der Volkswagen AG. Sozusagen als zweiten Vermoegens-Bildungsweg
fuer Parteigenossen. VW wird vom Land Niedersachsen beherrscht. Einige Monate zuvor sass er noch im Aufsichtsrat der Landesfirma. Da brachte er Freundin Ines bei VW unter. Natuerlich beim Parteigenossen Peter Hartz in der VW-Personalabteilung.

Dass Gabriel dreist und nassforsch ist, war bekannt. Die Begruendung fuer diese „Eselei“ ist allerdings
die vorlaeufige Kroenung: „Sie ist nicht eingestellt worden weil, sondern obwohl ich dem Aufsichtsrat angehoert habe.“

Im selben Atemzug versteigt er sich zu den Begriffen „Sauerei“ und „Sippenhaft“ für journalistische Fragen zu diesem Genossen-Beguenstigungs-Skandal. Ganz nebenbei stellt sich dann auch noch folgendes heraus: Seine Beteiligung an der Tarnfirma CoNeS betrug nicht 25 sondern 75 Prozent. Er war also Hauptgesellschafter! Dreister kann man das Abgeordnetengesetz nicht unterlaufen. Ein klarer Fall fuer den Staatsanwalt.

Und zwar sowohl aus Sicht der VW AG, des Landes Niedersachsen und des Ex-VW-Aufsichtsrates Gabriel (s. u. a. §117 AktG). Ausserdem war er an einer Firma seines Freundes Strunz beteiligt. Die traegt den Namen „Strunz & Friends Marketing GbR“.

Dass er waehrend seines „Ausstiegs aus der Politik“ bei CoNeS mitgearbeitet hat, gab er auch erst spaeter zu.  Als Fraktionsvorsitzender der SPD kassierte er demnach doppelte Abgeordneten-Diaeten fuer halbe Arbeit. VW-Netzwerker „Genosse Gabriel“ in seinem Element. Freund Strunz ist uebrigens mittlerweile Manager des VW-Clubs VfL Wolfsburg.

Genossen haben sich den Weltkonzern VW zur Beute gemacht. Dr. Peter Hartz, Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG, tourt als Kanzlerberater durch die Medien und stellt die Freundin des Partei-Genossen und VW-Aufsichtsrates Gabriel ein. Die Rechnungen bezahlen die Mitarbeiter des Konzerns und die Aktionaere der VW AG.

Die 100 000 Euro Ausstiegspraemie fuer den „Genossen Gabriel“ spendiert der Volkswagen-Vorstand obendrein. Gabriels Rueckfall in die Politik wird eskortiert von anderen Volks-Wagen-Parlamentariern der SPD. Ihre Haltung ist gepraegt von schamlosem Privat-Kapitalismus. Genossen-Vermoegens Bildung á la Gabriel und VW haette man von einem hochrangigen Mitglied der SPD und von einem Weltkonzern nie erwartet.

Einem echten Sozialdemokraten bricht spaetestens hier der kalte Schweiss aus. Doch was macht seine Partei?

Sie stellt sich demonstrativ hinter den gestrauchelten Genossen. Der Buerger registriert antrainierte Reflexreaktionen. Einstudiert in Rhetorik-Seminaren fuer den Genossennachwuchs.  Dort lernt man, dass Angriff die beste Verteidigung ist.  Die Partei erlebte in ihrer mehr als 100-jaehrigen Geschichte  Zeiten schlimmster Verfolgung. Daraus erwuchs eine Wagenburgmentalitaet. Der Feind steht immer draussen. In den eigenen Reihen ist er als „Genosse“ getarnt.

An seinen eigenen Aussagen gemessen ist „Genosse Gabriel“ ein ganzer Luegner. Wie weit geht nun die Solidaritaet der Sozialdemokraten mit dem „Luegner Gabriel“?  Wie weit kann sich seine Partei von den eigenen Idealen entfernen, ohne sie zu verraten und ihre Identitaet zu verlieren?

Peine, den 9. Februar 2005                                             
Das schrieb damals Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz.

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