22 Juni 2012

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Münster den Salat

Ich käme ja nicht darauf, so etwas nur zu denken; aber ein Mandant meinte, dem Staatsanwalt in Münster sei bestimmt so weißer Glibber im Hosenbein heruntergelaufen, als er im Gerichtssaal dem vorläufig festgenommenen Rechtsanwalt vorgelesen hat -man kann sich ja nicht alles merken, wenn man so aufgeregt ist-, dass er im Knast einen Arzt aufsuchen kann, wenn er sich nicht wohl fühlt.

Ganz blöd für die Staatsanwaltschaft Münster ist jetzt bloß, dass man für diesen Theaterdonner nun von Amts wegen ein weiteres Ermittlungsverfahren einleiten muss, nämlich wegen des Verdachtes der Verletzung von Dienstgeheimnissen (§ 353b StGB), denn prüfenswert ist das natürlich, ob das Ausplappern von einer bevorstehenden vorläufigen Festnahme nicht der Verrat eines Dienstgeheimnisses ist, das auch wichtige öffentliche Interessen gefährdet, denn wenn man dann den Rechtsanwalt -der übrigens längst wieder draußen ist- gewarnt hätte, wär der vielleicht ja geflüchtet! Oh, oh, oh!

Und dass die Herrschaften geplappert haben, daran besteht wohl wenig Zweifel:
Der WDR filmte die Szene und zeigte sie in der »Aktuellen Stunde«. Nach WESTFALEN-BLATT-Informationen hatten der Sender und mehrere Zeitungen den Tipp bekommen, den Prozess zu besuchen, weil sich dort etwas ereignen würde. Verteidiger Jens Meggers sagte, er wisse zwar nicht, wer die Medien informiert habe, aber ihm erscheine die Festnahme seines Mandanten »von vorne bis hinten inszeniert«.
Quelle: Westfalen-Blatt

Ist ja auch blöd, dass dann die Verdächtigen, gegen die zu ermitteln sein wird, möglicherweise als Sitzungsvertreter in dem laufenden Verfahren und in dem Verfahren gegen den Rechtsanwalt gehindert sind, aufzutreten. Eine Meinung, die man wohl vertreten kann.

Jetzt haben die den Salat.


DEIN RECHT IST MEIN JOB
STRAFJURIST, bundesweite Strafverteidigung

10 Kommentare:

Petra Hildebrand-Blume hat gesagt…

Wieder war das Fernsehen zur Stelle. Scheint in Mode zu kommen. Auch bei der Hausdurchsuchung von Zumwinkel waren ganz zufällig TV und Presse anwesend.

Geltungsgeile Staatsanwälte.

Petra Hildebrand-Blume hat gesagt…

Wieder war das Fernsehen zur Stelle. Scheint in Mode zu kommen. Auch bei der Hausdurchsuchung von Zumwinkel waren ganz zufällig TV und Presse anwesend.

Geltungsgeile Staatsanwälte.

Werner Siebers hat gesagt…

@Petra Nein, die sind -um Gottes Willen!!- nicht geltungsgeil, die sind vielmehr höchst bescheiden und zurückhaltend - sie können bloß nicht anders. Die Macht des Faktischen.

Anonym hat gesagt…

Na ja, für die vorläufige Festnahme, die nun nicht zum Alltag des StA gehört, gibt es eben ein paar Belehrungen und Hinweise, die er dann abliest.
Aber der Schlaubärverteidiger formuliert seine Anträge natürlich immer ohne schriftliche Vorbereitung aus dem Bauch heraus und wundert sich dann, wenn die Anträge - rechtsstaatswidrig!- abgelehnt werden.Oder er braucht eine Stunde um seinen unaufschiebbaren Auftrag zusammenzupfriemeln. Na ja. Jeder wie er's braucht.

Werner Siebers hat gesagt…

Oh, endlich kommen die Richtigen aus den Löchern gekrochen.

Anonym hat gesagt…

Man kann nur hoffen, dass irgendwer vom WDR oder den Zeitungen den Arsch in der Hose hat und mal darüber berichtet, wer die "geheimen Informationen" gesteckt hat.

Und wenn es keiner freiwillig tut, sollten andere Journalisten genau dies mal recherchieren, denn die Staatsanwaltschaft wird einen Teufel tun und die notwendigen Ermittlungen einleiten.

Anonym hat gesagt…

@w. Siebers: Nachdem Sie so qualitätsvoll mit weißer Flüssigkeit begonnen haben (natürlich nur ein Zitat, Ihnen würde weiße Flüssigkeit nicht über die Lippen kommen), brauchen Sie sich wohl nicht wundern, dass Trolle aus Löchern kriechen. Wer so austeilt, sollte nicht ganz so mimosenhaft sein.

Werner Siebers hat gesagt…

Ausgeteilt?

Das ist eine zurückhaltende Beschreibung des Eindrucks, den (nicht nur?) mein Mandant hatte.

Und Troll?

Ein anonymer (feiger?) Staatsbefohlener hat eine andere Meinung als ich, das ist doch völlig in Ordnung. Ich war nicht mimosenhaft sondern amüsiert. Falls das falsch rübergekommen sein sollte, sei das hiermit korrigiert.

Anonym hat gesagt…

Ja, geltungsgeile Staatsanwälte.

Erst 14.02.2008 Zumwinkel, jetzt 20.06.2012 der Verteidiger in Münster.

Schlagzahl: alle 4 Jahre.

Da muss man langsam mal was tun.

Bert Grönheim hat gesagt…

In dem WDR-Beitrag war zu sehen, wie der Anwalt in Handschellen über den Gerichtsflur abgeführt wurde. Halte ich auch für unnötig und wahrscheinlich vermeidbar. Wobei: ist das für einen Strafverteidiger nicht auch ein bisschen Werbung, wenn auch auf die brutale Art? Alles, was gedacht werden kann, wird irgendwann gemacht. Leider.

 

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