Der Vorsitzende schaute die Staatsanwältin schon ein wenig skeptisch an, als er ihren Antrag hörte. Er machte offen deutlich, dass er an "etwas mehr" gedacht hatte.
Ich sah dann auch davon ab, mehr zu sagen, als dass ich mich der Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft anschließe.
Der Kollege, der den Mitangeklagten vertreten hat, verstand gar nichts. Er fing an, zu lamentieren über die bemitleidenswert schlechten finaziellen Verhältnisse seines Mandanten. Der Vorsitzende, der bei diesem Verteidiger genau wusste, dass von dort keine Anträge zu erwarten waren, hörte erkennbar überhaupt nicht mehr zu und erteilte, als der Kollege kurz Luft holte, das Letzte Wort.
Der Mandant des Kollegen durfte sich dann nach dem Beginn seines ersten Satzes des Letzten Wortes sagen lassen, es sei besser für ihn, wenn er nicht weiterredet (wie sein Verteidiger), das könne alles nur noch schlimmer machen.
Ein Richter, typisch alter Haudegen, den man in solchen kleinen Sachen einfach nehmen muss, wie er ist, unter dem Strich "passen" die Urteile meist besser als bei anderen Kollegen von ihm, die furchtbar vornehm tun und nicht ganz deutlich zu erkennen geben, was sie von der jeweiliegn Sache halten.
Alles sicher außergewöhnlich, aber verlässlicher als bei vielen anderen Richtern.
Das Urteilentsprach entsprach übrigens dem milden Antrag der Staatsanwaltschaft, mit dem kleinen Seitenhieb in der Begründung, dass das, was der Verteidiger erzählt hatte, ja wohl jedem Gläubiger erzählt wird.
Eine höchst angenehme Veranstaltung!
DEIN RECHT IST MEIN JOB
STRAFJURIST, bundesweite Strafverteidigung