23 April 2008

Amateuer-Strafverteidiger

Der Reiz der Strafverteidigung liegt neben vielen anderen Schwerpunkten darin, sich sehr schnell auf völlig neue und unerwartete Situationen einstellen zu müssen.

Das lernen manche nie. Und dann gibt es noch die Kollegen, die alle Zeit der Welt haben und es gleichwohl nicht schaffen, sich auf eine neue Situation einzustellen.

So in den letzten Tagen erlebt. Der Kollege hatte sich offenbar akribisch auf eine Freispruchverteidigung vorbereitet und für verschiedenen Zeugen Fragenkataloge aufgestellt.

Wers braucht, schaden kann es eigentlich nicht (wer sich lösen kann!).

Schon am ersten Verhandlungstag wurde ein Rechtsgespräch für den zweiten Verhandlungstag vereinbart, um über eine einvernehmliche Lösung zu sprechen. Da wurde schon klar, Freispruch muss nicht sein.

Am zweiten Tag dann das Rechtsgespräch mit der Mitteilung der Kammer, im Falle eines Geständnisses würde der Mandant des Kollegen nicht mehr als 2 Jahre und 9 Monate bekommen. Das wurde dann akzeptiert und der Mandant legte sein umfassendes Geständnis ab.

So weit, so gut.

Heute am dritten Verhandlungstag dann mehr oder weniger pro forma zwei Zeugen, die wohl nur aus Höflichkeit vernommen wurden, weil sie extra aus den USA angereist waren.

Und dann der Kollege: Arbeitete erkennbar seinen Fragenkatalog ab, der für die Freispruchverteidigung aufgestellt worden war, obwohl es ja nun das Geständnis gab. Das Schlimme dabei, dass er trotz vorsichtiger Hinweisversuche nicht einmal bemerkt hat, wie sehr er sich zum Horst gemacht hat.

Schade!

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