Mit einem Freispruch endete ein Prozess vor dem Amtsgericht Braunschweig gegen einen 69-Jährigen Autofahrer. Er hatte die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ein parkendes Auto gerammt. Der Vorwurf: Fahrlässigkeit. Nach Chemotherapie und unter Medikamenteneinfluss sei er nicht fahrtüchtig gewesen.
Richterin Stefanie Killinger befragte zwei Ärzte zum damaligen Zustand des Angeklagten. Offen war immer noch die Frage, wie es zum Unfall kommen konnte, und ob der Mann dafür verantwortlich war.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Nach der Einnahme starker Medikamente aufgrund einer Chemotherapie hätte der Mann nicht fahren dürfen und habe somit fahrlässig gehandelt.
Die Befragung der Ärzte ergab nun, dass die Medikamente in keinem Zusammenhang mit der Therapie standen: Blutdrucksenker, Säureblocker, Abführmittel, Schlaftabletten. Keines dieser Medikamente habe die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen können.
Zudem lag die Chemotherapie zehn Tage zurück – Ende Oktober war der Mann aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nach Aussage der behandelnden Ärztin gab es damals keine Anzeichen auf einen schlechten Gesundheitszustand – dem Autofahren stand nichts entgegen. Drei Tage nach dem Unfall wurde der Rentner jedoch mit Lungenentzündung in die Klinik eingeliefert. "Die Symptome des Unfalltages würden zu der Lungenentzündung passen", erläuterte die Ärztin.
Staatsanwalt Thorben Asmuss plädierte daher für Freispruch. "Fahrlässigkeit setzt Vorhersehbarkeit voraus. Aber selbst die Ärztin hat nicht mit diesem Problem gerechnet", sagte er. Richterin Killinger sah das genauso und sprach den Angeklagten frei.
Quelle: newsklick
Mein Respekt, es gab mal Richterinnen beim Amtsgericht Braunschweig, die stolz darauf waren, noch niemanden freigesprochen zu haben. Offenbar eine sehr faire Beweisaufnahme.
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