28 Februar 2009

Geschmierter Rasen

Wenn es denn so gewesen sein sollte und das Gericht sich davon überzeugen sollte, dass der Zeuge glaubhafte Angaben macht und es darüber hinaus keine denkbaren Alternativen gibt, dürfte dieses Frühjahr für einen Ex-Vorstand einer Braunschweiger Baugenossenschaft wohl ein solches sein, in dem er seine Gartenarbeit mit eigener Hand erledigt, weil die guten Geister aus dem Hintergrund nicht mehr zugänglich sind.

Jeden Freitag seien sie zu dritt angerückt, um auf dem Privatgrundstück des Genossenschaftsvorstandes Rasen zu mähen, den Swimmingpool zu reinigen oder Blumenkübel zu bepflanzen. "Da gab es kein Vertun. Wenn wir nicht kamen, gab es Ärger", sagte der Gärtner gestern vor Gericht.

Nach einem Mitarbeiter der Wohnbaugesellschaft und einem Gas- und Wasserinstallateur ist der Gärtner der dritte Zeuge im Prozess gegen den 66 Jahre alten Ex-Vorstand, der von privaten Dienstleistungen auf Kosten der Wohngenossenschaft berichtet.

Der Gärtner – heute im Ruhestand – ist wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue bereits rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Seit Mitte der 80er Jahre schon will er an den angeklagten Vorstand Schmiergelder bezahlt haben – die er durch gefälschte Rechnungen an die Wohngenossenschaft refinanzierte.

Jeden Freitag von 7 bis 13 Uhr seien sie privat für den Vorstand im Einsatz gewesen, schildert der Zeuge. Hätten sie die Arbeit nicht geschafft, seien sie an anderen Wochentagen wiedergekommen. "Wir mussten dahin, das gab es nicht anders." Drei Privatgrundstücke des Vorstandes galt es zu pflegen. "Da war immer Arbeit. Sowie die Sonne hochkam, ging es im Frühjahr los."

"Wenn ich mal nicht gezahlt habe, war er knurrig"

Die für den Chef der Genossenschaft geleisteten Arbeitsstunden stellte der Gärtner dem Unternehmen in Rechnung.

Darüber hinaus berichtet der Zeuge, dass er dem Vorstand für jeden Rasenschnitt, den er für die Genossenschaft leistete, 1000 Euro Schmiergeld habe zahlen müssen. "Wenn ich das Geld mal nicht gezahlt habe, war er knurrig."

Oft will er zum Vorstand gesagt haben: "Wir sollten mit dem Scheiß aufhören." Der aber habe geantwortet: Es stehen genug andere Leute vor der Tür.

Im Urteil gegen den Gärtner heiße es, sie hätten das veruntreute Schwarzgeld unter sich aufgeteilt, bemerkt Staatsanwalt Daniel Facca. "Nein", widerspricht der Zeuge.

Gartenpflege und Pflasterarbeiten soll er auch für das Geschäft der Vorstandsgattin geleistet haben. Wer das bezahlt habe? "Auch die Genossenschaft."

Quelle: newsclick

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