24 Januar 2008

Offener Brief von Selenz an Schröder

Lieber Gerhard (Schroeder) !
(Ein ganz persoenlicher, oeffentlicher Brief zur Landtagswahl in Niedersachsen mit Anlage*)

Du bist gerade mal wieder dabei, Dich in den aktuellen Wahlkaempfen zu Wort zu melden. Erinnerst Du Dich? Es war vor ziemlich genau 10 Jahren. Der 9. Januar 1998. Ebenfalls Wahlkampf in Niedersachsen. Gemeinsam mit Alfred (Tacke) fuhren wir nach Duesseldorf zur West LB. Dort war ein Treffen mit Friedel Neuber angesetzt. Kurzfristigst! Der „Pate“, wie der West LB-Chef auch genannt wurde, war zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von Babcock und Preussag. Und dort, bei der Preussag in Hannover, brannte es lichterloh. Am Vortag, dem 8. Januar 98, hatte der Preussag-Vorstand gegen meine Stimme als Chef des Stahlunternehmens „Deine“ Stahlwerke verkauft (VS-Protokoll 11 13). Noch dazu ins Ausland. An die Voest Alpine nach Oesterreich.

Du hattest den Stahlwerkern in Salzgitter allerdings noch am 24. November 1997 in die Hand versprochen, Entscheidungen ueber die Werke in Peine, Salzgitter und Ilsenburg gaebe es nur in Abstimmung mit der Landesregierung, also mit Dir. Du hattest sogar in Richtung Duesseldorf gedroht. „Wer den Wind in dieser Region saeht, wird den Sturm des Widerstandes aus der Region ernten“. Die Stahlwerker waren begeistert. Deine Sprueche klangen immer gut. Selbst wenn sie hohl waren. Du bist ein begnadeter Schauspieler. Doch nun waren Deine Stahlwerke weg. Basta!

Hinter der Intrige steckte NRW-Kollege Rau. Der wollte Dir im Landtagswahlkampf in Niedersachsen vorsaetzlich schaden. Bei SPD-Haeuptlingen seit jeher ein beliebtes Spiel. Kollege Rau favorisierte einen Anderen. Er wollte Oskar Lafontaine als SPD-Kanzlerkandidaten. Der hatte Rau angeblich versprochen, seine Kandidatur zum Bundespraesidenten zu unterstuetzen. Das wiederum konntest Du Dir - zumindest damals - noch nicht vorstellen. Dazu kanntest Du Rau´s unsaegliche Historie zu genau. Für die Durchfuehrung der Intrige benutzte Rau seine Landesbank, die West LB. Der gehoerte die Preussag in Hannover. Die hatte gerade mal 2,5 Mrd. DM in der Bilanz verschoben. Davon allein 1,5 Mrd. DM im Anlagenbau bei der siechen Tochterfirma Noell.

Ohne das Stahlunternehmen, das war klar, haettest Du keinen Stich bekommen. Die Stahlarbeiter haetten Dir stattdessen „die Stahlbarren ins Fenster geschmissen“, wie Bodo Hombach sagte. Die Stahlwerke mussten also wieder her. Und zwar ganz schnell. In Neubers Buero ging es dann tatsaechlich ueberaus flott. Als Preussag-Vorstand hatte ich wegen der 2,5 Mrd.-Manipulationen am 7. Januar 1998 eine Sonderpruefung beantragt*. Durch einen zweiten unabhaengigen Wirtschaftspruefer mit bilanzrechtlicher Assistenz. Schriftlich. Mit diesem Brief an Kollegen Frenzel hast Du Neuber „ueberzeugt“. Er verkaufte das Unternehmen nochmals. Diesmal an Niedersachsen und die Nord LB. Alternativ waeren wegen der Mrd.-Bilanzfaelschungen die Staatsanwaelte angerueckt. Das konnte sich Neuber nicht leisten. Daher wurden die Stahlwerke in nicht einmal 24 Stunden zweimal verkauft.
Einmal offiziell durch den Vorstand.
Das zweite Mal quasi „sizilianisch“.
So etwas hat es bei einem Großunternehmen - weltweit - weder vorher noch nachher je gegeben.

Mit den Stahlwerken im Ruecken hast Du die Wahl am 1. Maerz dann locker gewonnen. Nach dem Boersengang Deiner Salzgitter AG im Juni wurdest Du als „ausgewiesener Wirtschaftsexperte“ im Herbst 1998 gar Kanzler dieser Republik. Deine Feindschaft zu Lafontaine blieb. Selbst bei unserer Moskau-Reise am 18. - 19. Februar 1999 war er fuer Dich einfach nur Luft. Die kriminellen Betrugsvorgaenge bei der West LB hast Du indes schnell vergessen. Keine 4 Jahre spaeter kollabierte Babcock. Dorthin hatten Neuber und meine Ex-Kollegen Frenzel und Feuerhake den Milliardenmuell im Anlagenbau der Preussag verschoben. Der Babcock-Konkurs brachte 5 Mrd. Euro Finanzschaden. Zehntausende Beschaeftigte verloren ihren Job. Das alles haettest Du verhindern koennen, wenn Du mitgeholfen haettest, den Betrug vor Gericht zu bringen. Am 19. Oktober 98 hatte ich als Chef der Salzgitter AG die Landesregierung ueber die Betrugsvorgaenge innerhalb der Preussag und über die Rau-Historie informiert. Schriftlich!

Neuber und Rau sind nun tot. Jetzt will die Staatsanwaltschaft Duesseldorf meinen Ex-Kollegen Feuerhake vor Gericht stellen. Wegen schwerer Untreue. Immerhin. Angesichts der schweren Schuld, die Du durch Deine Untaetigkeit auf Dich geladen hast, gebe ich Dir einen guten Rat. Mach nie wieder Sprueche zu Wirtschaft und Justiz oder gar zu Fragen jedweder Moral.

Halt einfach den Mund und schaem Dich.

Beste Gruesse Dein Hans-Joachim

- anbei zu Deiner Erinnerung mein Schreiben vom 7. Januar 98*

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

unglaublich...

Anonym hat gesagt…

... und wenn der Advokat nicht so geil auf Klicks gewesen wäre, hätte er den Brief nicht im Volltext wiedergegeben, sondern mit nur drei Sätzen auf die Quelle des Verfassers hingewiesen: http://www.hans-joachim-selenz.de/liebergerhard.html

Aber was soll der Geiz? Hauptsache, irgendjemand nimmt dieses copy-and-paste "Blog" zur Kenntnis. Was schert den Anwalt das Urheberrecht anderer Leute? Das Ding heißt ja nicht umsonst "offener Brief".

Looser!

Werner Siebers hat gesagt…

Und wenn der Looser sich zuvor das ausdrückliche Einverständnis zum Vollzitat einholt, dann geht das keinen anonymen Verstecker etwas an.

Anonym hat gesagt…

Ich rate auch davon ab, Beleidigungen in Sprachen zu verwenden, die man nicht beherrscht. ;-)

http://www.dict.cc/?s=loser

Man macht sich damit u.U. selber lächerlich.


Glück auf!

 

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