07 Januar 2008

Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz: zu sagen hat er was

Und da gibt es einen, den man zumindest mal lesen sollte:

Selenz´ Kommentar 7. Januar 2008
www.hans-joachim-selenz.de

Juettner, Beck und das „Huendchen Wulff“*
* Ueberschrift der Hannoverschen / Peiner Allgemeine Zeitung HAZ / PAZ am 7. Januar 2008

Die SPD ist nicht nur eine der grossen Parteien in Deutschland. Sie ist sogar die aelteste – worauf sie zu Recht stolz ist. Die SPD gehoert auch zu den grossen Medienunternehmen der Republik. Darauf muss sie allerdings nicht unbedingt stolz sein. Ihre Medienbeteiligungen bringen der SPD indes eine Menge Geld ein. Darueber hinaus bringen sie auch publizistischen Einfluss - und das nicht zu knapp. Parteien sollen in unserer Demokratie an der politischen Willensbildung mitarbeiten. Das ist eine wichtige Aufgabe. Diese Aufgabe schliesst – im Grunde genommen – aus, dass eine Partei gleichzeitig ueber vorgeblich neutrale Medien die Waehler politisch manipulieren kann. Und zwar die Waehler, die die SPD für die wichtige Aufgabe dieser politischen Willensbildung waehlen sollen. Umso groesser ist der Wunsch nach Manipulation.

Die SPD hat genau zu diesem Zweck eine eigene Medienholding mit Namen DDVG. DDVG steht fuer Deutsche Druck- und Verlags-Gesellschaft. Der Madsack-Verlag in Hannover ist eine der grossen Beteiligungen dieser SPD-Medienholding. Ueber die DDVG fuehrt die SPD ihre Beteiligungen an diversen Verlagshaeusern deutschlandweit. Als die SPD noch eine eigene Zeitung herausgab, auf der der Herausgeber stand - naemlich die SPD - wollte sie keiner lesen. Noch nicht einmal die eigenen Parteigenossen. Die Zeitung hieß „Vorwaerts“ und wurde seit 1989 nicht mehr im freien Handel vertrieben. Seit gut zwei Jahren gibt es sie wieder. Aber mir sehr viel finanzieller Unterstuetzung der Partei. SPD-Schatzmeisterin Inge Wettich-Danielmeier, laesst sich den Medienspass etwas kosten. Man hat es ja. Ueber die DDVG.

Die SPD hat daraus gelernt. Die DDVG-Blaetter sind heute von einer normalen Zeitung fast nicht mehr zu unterscheiden. Wenn man genau hinguckt, erkennt man, dass bei den Madsack-Blaettern die Titelzeile „unabhaengig nicht parteigebunden“ fehlt. Es steht auch nicht SPD drauf. Aber es ist SPD drin. Und das nicht zu knapp. Natuerlich in feiner Dosierung. Man ist ja nicht bloed. In den Zeiten zwischen den Wahlen gibt es sogar kritische Artikel über SPD-Groessen. Nach dem Motto: Was wollen Sie eigentlich, wir sind doch unabhaengig und SPD-kritisch. Vor einer Wahl aendert sich das. Und zwar merklich. Problematisch ist das auch deswegen, weil diese SPD-Zeitungen in ganzen Regionen die wichtigsten Presseerzeugnisse sind. Und damit natuerlich Hauptmeinungsbildner. Fragt man CDU-Granden, warum man sich gegen derartige Meinungsmanipulationen nicht wehre, so hoert man, dass es dann sicher noch schlimmer wuerde. „Mit einer Zeitung legt man sich nicht an. Da zieht man auf lange Sicht immer den Kuerzeren“. Also geht es lustig weiter. Im vertrauten SPD-Trott im Tarnmantel der Neutralitaet. Auch der Deutsche Presserat lehnt sich gegen derartige Partei-Manipulationen in den Medien nicht auf. Wenn ein Blatt schon nicht unabhaengig, sondern parteigebunden ist, so muesste zumindest der Besitzanteil einer Partei am Verlag vermerkt sein. Auf der Titelseite. Bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung HAZ beispielsweise SPD-Anteil: 20 + X Prozent!

Die HAZ mit ihren vielen Ablegern in Niedersachsen bringt am heutigen Tag fast eine komplette Seite Wahlwerbung für die SPD. Uebertitelt ist die Seite mit „Die Arbeitnehmer muessen vom Aufschwung profitieren“. Darunter das grosse Bild eines aufgeraeumten Peter Struck. Er erklaert gestenreich das SPD-Programm. Nachzulesen ist es in einer grossen Kolumne daneben. Der SPD-Fraktionsvorsitzende erklaert den Lesern, dass „kein Mensch so viel leisten kann, dass er 50 Millionen Euro im Jahr verdient“. Doch als ob das nicht schon Wahlwerbung genug waere, findet der Leser darunter sogar noch einen Bericht ueber den Wahlkampfauftakt der SPD in Braunschweig. Juettner verglich dabei Wulff mit einem kleinen Hund, der „stets hinterherhechelt - hinter dem, was Angela Merkel oder der Hesse Roland Koch gerade vorgeben“. In gleich grossen Lettern wie die Seitenueberschrift ist der Artikel uebertitelt mit der lustigen Wortfolge: „Juettner, Beck und das „Huendchen Wulff““. Viele lesen halt nur die Ueberschrift.

Bleibt abzuwarten, ob und wie „Huendchen Wulff“ sich gegen diese Wahlwerbung wehrt?

Peine, den 7. Januar 2008
gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, zu sagen hat er definitiv etwas. Und nicht nur zum Thema Medienbeteiligungen der SPD, wenn man sich auf seiner Seite ein wenig umschaut. Zum Beispiel das Thema Babcock/Borsig.

Anonym hat gesagt…

Mir als HAZ-Abonnent war diese Verquickung inhaltlich bisher nicht aufgefallen. Im Gegenteil, ich fand bisher die HAZ erfrischend neutral (habe aber auch noch keine Wahlkampfzeit mitgemacht)

Komme eigentlich aus dem Saarland, wo es nur eine Zeitung gibt, die extrem für die gerade regierende Partei Partei ergreift (kam mir auch schon früher zu SPD-Zeiten so vor). Und das ohne mir bekannte Parteianteile an der Zeitung...

Bei der BILD-Berichterstattung über Mindestlöhne wäre es für Leser evtl. auch hilfreich gewesen, wenn bei Artikeln über PIN dabei gestanden hätte, dass das nicht neutral sein kann...

 

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